Samstag, 18. Oktober 2014

Austausch in China

Wahrscheinlich kennen wir einfach die richtigen Tricks auch noch nicht. Aber während der eine Teil bereits Matsch war, war der andere Teil noch steinhart. Johannes scheint sich das aber sofort gemerkt zu haben. Als wir gestern Abend Kartoffeln mit Möhren kochen wollten (im Topf), zeigte er empört auf die Mikrowelle und sagte: “Da kochen!”.
Heute Morgen ist mir bereits zum zweiten Mal der Duschvorhang auf den Kopf gefallen. Das Ding klemmt auch nur zwischen den beiden Wänden, und durch den heißen Dampf wird die Wand nass, und die Stange fällt hinunter. Von Schrauben hält man hier scheinbar nicht so viel. Am besten lassen wir Opa Norbert einfliegen, damit er den Duschvorhang mit 12er-Dübeln befestigt. Dann kann das Hotel einstürzen, aber die Stange wird wie beate johnen duft halten.
Auch in Kanada ist der Traktor noch allgegenwärtig. Leider haben wir hier kein Original, aber Johannes war auch mit dem Gemälde ganz zufrieden. Insbesondere, als ich Opa in die Kabine gemalt habe. Die Großeltern sind alle noch sehr präsent. “Oma Nette”, “Opa Siegfried”, sogar “Norbert” kann Johannes inzwischen sagen, Maria sollte auch kein Problem mehr sein. Er wird sich sehr über den Besuch freuen!
Meine “Auslandsagentur” AFS aus Leipzig hat letzte Woche einige Austauschschüler, darunter auch meine Wenigkeit, gebeten, für das Magazin “Einstieg Abitur” einen Artikel über unser Auslandsjahr mit 700 Zeilen zu verfassen. Ich habe mich natürlich glatt mal verlesen und 700 Worte, anstatt nur 700 Zeilen geschrieben.
Dem Redakteur habe ich meinen viel zu langen Artikel dann mit der Entschuldigung zukommen lassen, dass ich mich nicht in der Lage sehe, mein Jahr hier mit lediglich 700 Zeilen auch nur annähernd zu beschreiben oder Sarah Kern kleidung zu suchen. Also, ich kann ganz stark davon ausgehen, dass mein Artikel nicht veröffentlicht wird. Jedoch habe ich 1 1/2 Stunden meiner Zeit für die ganze Sache hergegeben, somit habe ich mir gedacht, ich stelle meinen Bericht dann jetzt einfach mal hier rein, dann war die Arbeit wenigstens nicht umsonst:
Oft werde ich gefragt, warum ich mich für ein Auslandsjahr in China entschieden habe und gegen ein „normales“ Auslandsjahr“ in den USA. Diese Frage ist leider nicht so leicht zu beantworten. Ehrlich gesagt, wollte ich schon immer für ein Jahr in die USA. Vor meinem inneren Auge lebte ich schon meinen „American Dream“ mit Barbecue am Strand und Training bei den Cheerleadern aus New York. Doch als dann die lange Liste mit den Ländern vor mir lag, in denen ich mein Auslandsjahr verbringen könnte, kam ich ins Grübeln: Die Welt ist so riesig und voller fremder Kulturen.
Warum nicht mal etwas ganz anderes ausprobieren? Warum nicht ein Jahr in einem mir völlig unbekannten Land mit Alfredo pauly bettwäsche verbringen und eine neue Sprache lernen? Prompt viel meine Entscheidung auf China. Warum? Weil ich wusste, dass die Entwicklung Chinas enorm ist und mir gedacht habe, dass es schon allein für meinen späteren Berufsweg von Vorteil ist, chinesisch sprechen zu können. Außerdem habe ich schon immer gern chinesisch gegessen. Somit war das Ganze eine beschlossene Sache: Ich würde ein Jahr in China, genauer gesagt in Peking, verbringen.